Die Tradition des Maibaums

Maibaum aufstellen fesch Magazin

Der Maibaum ist mit vielen Traditionen verbunden: das Maibaum-Stüberl, das Maibaum-Stehlen und die Feierlichkeit des Maibaum-Aufstellens. Wir nehmen das Brauchtum, der aktuell in vielen Regionen in Bayern, Österreich und Baden-Württemberg ausgetragen wird, genauer unter die Lupe.

In nahezu jedem Dorf in Bayern steht ein Maibaum. Auch in der Stadt München gibt es solche. Insgesamt sind es an die 50, unter anderem am Viktualienmarkt, in Perlach, auf dem Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz im Glockenbachviertel und in Moosach. Traditionell werden Maibäume alle vier Jahre aufgestellt, entweder ganz klassisch am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, oder schon am 30.5. Damit will man vermeiden, dass alle Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden und somit weniger Besucher haben.

Als Maibaum wird ein bemalter und geschmückter Baumstamm bezeichnet. In vielen Regionen Bayerns wird der geschälte Stamm mit den Wappenfarben blau und weiß bemalt. An der Spitze wird ein grüner Kranz angebracht. Die Tradition des Maibaums gibt es in Baden-Württemberg und Österreich: Auch hier werden sie feierlich auf dem Dorfplatz oder den Ortszentren aufgestellt. Das Maibaumaufstellen ist meist mit einem Dorffest und einer Prozession verbunden, dessen Ziel der Marktplatz ist.

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Die Herkunft des Brauchtums

Die Herkunft des Brauchtums ist umstritten: Man vermutet, dass er seinen Ursprung bereits im 13. Jahrhundert bei den alten Germanen und die Verehrung von Waldgottheiten hat. Eine Theorie besagt, dass die Germanen nach der Walpurgisnacht am 1. Mai einen geschmückten Baum aufstellten. Andere Theorien verweisen auf die vorchristliche Zeit, als Bäume als Symbol der Fruchtbarkeit und des wiederkehrenden Frühlings verehrt wurden.

In nördlicheren Regionen vermischen sich heidnische und christliche Traditionen: Hier wird der sogenannte „Pfingstbaum“ aufgestellt.

Die heutige Form des Maibaums, ein hoher Stamm mit belassener grüner Spitze und Kranz, ist seit dem 16. Jahrhundert überliefert. Ab dem 19. Jahrhundert kam er dann auch als Ortsmaibaum für die selbstständigen Gemeinden auf, auch als Zeichen ihres Selbstbewusstseins. Im Laufe der Zeit ist aber ein stark lokales Brauchtum entstanden, welches sich oft schon von Dorf zu Dorf erheblich unterscheidet.

Das Maibaumstehlen

Es ist ein weiterer Brauch, dass benachbarte Dörfer sich gegenseitig den noch nicht aufgestellten Maibaum stehlen. Der Maibaum wird in der Regel von den Burschen- und Dirndlvereinen oder Dorfgemeinschaften die ganze Nacht über bewacht. Burschenvereine der Nachbardörfer, die in dem Jahr keinen eigenen aufstellen, planen mit Vergnügen, den Maibaum in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu klauen. Beim Stehlen gibt es viele Regeln: Wenn einer der Wächter die Hand auf den Baum legt, gilt er als bewacht und darf nicht mehr gestohlen werden. Sobald er fertig bemalt und geschmückt ist, darf er auch nicht mehr entwendet werden. Hat der Baum einmal die Ortsgrenze verlassen, gilt er als erfolgreich gestohlen. Zur Auslösung des gestohlenen Maibaums werden Verhandlungen geführt: Meist läuft es darauf hinaus, dass der Baum gegen viele Liter Freibier und eine deftige Brotzeit für die Diebe wieder ausgelöst wird.

Die Maibaumstüberl-Kultur

Die Maibaumstüberl sind aus dem Bedarf des Maibaum-Bewachens entstanden. Sie sind meist direkt bei dem Maibaum angelegt. Je mehr Leute den Baum im Auge haben, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er gestohlen wird. Deswegen gibt es dort fast täglich Veranstaltungen: Kesselfleischessen, Partys, Cocktail-Abende, Kaffee & Kuchen … So ist jeden Tag etwas los und der Baum wird bewacht. Natürlich muss man nicht die ganze Zeit um den Baum stehen: Es wird getrunken, Karten gespielt und sich am Nagelbalken probiert. Hauptsache nicht einschlafen! Schmiere stehen ist Schichtarbeit – es gibt einen festen Plan, wer wann dran ist. Und alle Vereine des Ortes machen mit.

Die Tracht

Tracht ist dabei ein unerlässlicher Teil dieses Brauchtums: Im Stüberl sowie zum Maibaum-Aufstellen wird klassische Tracht getragen. Außer Mitgliedern des Trachtenvereins, die eine einheitliche, sich regional stark unterscheidende Tracht tragen, ist man bei der Wahl des Dirndls und der Lederhosen ziemlich frei. Oftmals führt der lokale Trachtenverein nach dem erfolgreichen Aufstellen des Maibaums einen Tanz um den Baum herum auf.